Über uns


Martin Tutsch

Im Alter von 8 Jahren habe ich die Ölkrise 1973/74 mit den autofreien Sonntagen bewusst erlebt und war von der Macht- und Hilfslosigkeit der Erwachsenen überrascht. Alternativen waren dringend gefragt. Ausser Energiesparen und autofreien Sonntagen fiel den Erwachsenen aber nicht viel ein. Das Pferd meins Grossvaters, war schon damals keine wirkliche Alternative mehr. Das hat mich geprägt, nicht mehr los gelassen und ist heute Antrieb für mich. Die schnellste Lösung für mich war 1974 im eigenen Garten der Eltern nach Öl zu graben – ich wollte damals Scheich sein – es kam aber (wenig überraschend) nur Wasser. Solarthermie (ST) und Photovoltaik (PV) waren noch nicht einmal in den Kinderschuhen. Zu abwegig – nicht vorstellbar, eben nicht ganz ernst zu nehmende Spinnereien. Auch 15 Jahre später bei der Heizungserneuerung in meinem Elternhaus waren Lösungsansätze für ST und PV bei Weitem noch jenseits der Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit. Es gab immer Gründe dagegen: Bei ST drohte ständig die Stagnation des Solarthermiekreislaufs und ein Wärmeüberangebot im Sommer bei gleichzeitig geringer Nachfrage. Der experimentelle Charakter der PV bei sehr hohen Kosten und geringen Leistungswerten war damals kaum ein ernsthaftes Thema. Die Bedenkenträger haben noch einmal ob siegt. Die Zeit war in den 70ern und 80ern dafür noch nicht reif.

Die eigene Energiewende kam erst 2009 als ich mich einfach dran wagte meine erste PV-Anlage zu erreichten. Da war schon ein Wagnis, weil es auch hier viele Bedenkenträger gab, die von mangelnder Haltbarkeit der Wechselrichter (WR) warnten und die Gefahr der Delaminierung der Solarmodule bei gleichzeitig nicht gegebener Garantieleistung an die Wand malten. Erfahrungswerte im eigenen Umfeld gab es kaum. Im Nachhinein betrachtet ist es immer einfach, offensichtlich und risikolos gewesen – wenn es denn funktioniert hat. Die PV wurde ein großer Erfolg, dank staatlich garantierten Einspeisetarifen mit Abnahmegarantie. Ohne diese Garantien wäre das Betreiberrisiko zu hoch gewesen. Mut auf PV zu setzen gehörte auf Grund mangelndem Erfahrungswissen trotzdem dazu. Mittlerweile ist die PV dank sinkender Preise aufgrund des Skalenfaktoren der Massenfertigung so günstig geworden, daß sich die Eigenstromversorgung auch ohne garantierte Einspeisevergütungen rechnet. Auch die Haltbarkeit der Module ist kein Thema mehr. Die weiter sinkenden Batteriepreise werden diesen Trend zum Eigenstrom noch verstärken, sofern er politisch nicht durch bürokratische Hürden bewusst und gewollt ausgebremst wird.

Das nächste große Ding wird die Elektromobilität, weil die Reichweite der jetzt kommenden E-Fahrzeuggeneration bereits Reichweiten von mehr als 300 km mit einer Akkuladung erreicht – zu vertretbaren Kosten! Dann wird eine halbstündige Pause zum Nachladen auch auf Fernstrecken akzeptabel. Auch hier werden die Skalenfaktoren, wie schon bei der PV gesehen, den Preis der Akkumulatoren stärker als erwartet fallen lassen. Die E-Mobilität wird schneller wettbewerbsfähig werden als es die aller meisten Mitbürger erwarten, zumal die Wartungskosten sehr gering sind. Und das beste: E-Auto fahren macht viel mehr Spaß, als sich die meisten Bürger vorstellen können. Das Drehmoment der Elektromotoren ist beeindruckend und die Fahrweise mehr als flott. In wenigen Jahren werden die Verbrennungsmotoren so überflüssig werden, wie es die Dampfloks heute schon sind. Seit 2014 fahre ich einen VW e-up! und bin von den Fahreigenschaften begeistert. Auch die Haltbarkeit der Akkus ist kein Thema mehr. Mit der in den kommenden Jahren zunehmenden Leistungsfähigkeit der Akkus stiegt auch die Reichweite an, bei gleichzeitig fallendem Preis. Und das Beste daran: Mit eigenem Solarstrom im Sommer und Windstrom aus Bürgerwindparks im Winterhalbjahr, läßt sich der Akku bereits heute mehr als ausreichend füllen! 100% erneuerbar! Es geht! Allen Bedenkenträgern zum Trotz! Der Scheich ist reich war gestern.

Aus meiner eigenen Erfahrung mit Erneuerbaren Energien habe ich gelernt, wie wichtig es ist, einen Erfahrungsaustausch anzustossen. Dazu soll der Energietisch Bad Schönborn einen kleinen Beitrag leisten. Offenheit und ehrliche Transparenz gehört dazu. Deshalb habe ich die Ertragsdaten meiner beiden Solaranlagen für alle öffentlich zugänglich gemacht, damit andere auch davon lernen können. Allen Bedenkenträgern als Gegenbeweis.

Es ist meine feste Überzeugung: Das Kohle- und Ölzeitalter ist nur eine kurze Episode in der Geschichte der Menschheit. Die Steinzeit ging schließlich auch nicht aus einem Mangel an Steinen zu Ende! Bronze war damals das Zaubermittel der besseren Wahl. Heute sind es die Erneuerbaren. Deren Zukunft hat gerade erst begonnen: Das Bessere ob siegt.

 


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Ost-West Anlage

Lothar Huber

Mein frühes Interesse an Natur und Technik bestimmten bereits die Wahl meines Studiums der Verfahrentechnik. Bis zur Havarie in Tschernobyl waren es noch 6 Jahre, dennoch war der Dreh-und Angelpunkt der damaligen Energiedebatte bereits das Für und Wider der Kernkraft. Die feste Überzeugung, dass die Nutzung der Kernenergie wegen der ungelösten Entsorgungsfrage und eines nicht ausschliessbaren Restrisikos nicht zu verantworten ist und dass nur ein nachhaltiger Umgang mit Natur und Ressourcen die Möglichkeiten künftiger Generationen nicht in unverantwortlicher Weise gefährden machten die Auseinandersetzung mit alternativen Energieansätzen für mich zur Pflicht.

Solarthermie

Nachdem ich die technologische Entwicklung und die des Marktes über viele Jahre verfolgt hatte, konnte ich 2005 endlich mein erstes eigenes Erneuerbare-Energien-Projekt mit einer nach Süden ausgerichteten Solarthermieanlage starten. Die Anlage besteht aus 3 Flachkollektoren (Wagner EURO C20-AR) mit insgesamt knapp 8 m² Kollektorfläche, einem bereits vorhanden 350 l Viessmann Warmwasserspeicher und einem Plattenwärmetauscher zur Heizungsunterstützung. Um auch solar erwärmtes Wasser mit niedrigeren Temperaturen zu nutzen, wird die gewonnene Wärme während der Heizperiode vorrangig zur Anhebung der Temperatur des Heizungsrücklaufs genutzt. Die Anlage läuft nun seit über 11 Jahren völlig problemlos. Im Zeitraum März/April können wir seither unsere Heizung abschalten und erzeugen unser Warmwasser mit der Sonne. Die Heizung schalten wir dann i.d.R. erst wieder im Oktober ein. Ein Vergleich zu den Verbrauchen der Vorjahre sparen wir auf diese Weise ca. 600 l Heizöl – und haben im Sommerhalbjahr warmes Wasser im Überfluss. Dieses nutzen wir zwischenzeitlich auch, um die Waschmaschine im Sommer mit warmem Wasser zu speisen.

Photovoltaik I (4,2 kWp) – 100% Einspeisung

Zwei Jahre später, 2007, war die noch freie Fläche des Süddachs dran. Um die gewünschte Wirtschaftlichkeit zu erzielen kalkulierte ich die maximalen Kosten pro kWp, die ich bereit war zu investieren. Mit dieser Maßgabe holte ich Angebote ein und entschied mich für eine 4,2 kWp Photovoltaik-Anlage mit zwei nach Süden ausgerichteten gleichgroßen Feldern mit 14° und 30° Neigung, jedes mit 14 polykristallinen Modulen belegt (Photowatt 1400/24 mit 150 Wp; Wechselrichter Solarmaxx 2000C). Seither gab es zwei mehrtägige Ausfallzeiten wegen der Wechselrichter, welche der Hersteller jeweils auf eigene Kosten tauschte. Über die bisherige Laufzeit blieb die Anlage 6,8% unter den vom Solateur prognostizierten Erträgen. Dies ist – neben den bisherigen Ausfallzeiten – m.E. darauf zurückzuführen, dass der Solateur mit seiner Prognose von 960 kWh/kWp etwas zu optimistisch war. Über die bisherigen 11 Jahre ergab sich tatsächlich ein mittlerer Ertrag pro Jahr von knapp 900 kWh/kWp (bei nahezu optimaler Südausrichtung, leichter Verschattung durch Gebäude und Bäume der Nachbarschaft sowie den Ausfallzeiten). Dadurch verschob sich der Zeitpunkt des ROI (Return on Investment) der Anlage um etwa ein Jahr von 2016 auf 2017. Berücksichtigt man weiterhin einen moderaten Zins für das eingesetzte Kapital, die Versicherung und die steuerliche Wirkung erreicht die Anlage die Gewinnschwelle nach ca. 12 Jahren.

Photovoltaik II (5,7 kWp) mit Stromspeicher (2 kWh) – Eigenverbrauch und Einspeisung

Das neueste Projekt realisierte ich 2016. Auf dem nach Ost-West ausgerichtenen Nebendach meines Hauses installierte ich eine weitere PV-Anlage mit dem Ziel, einen deutlichen Anteil meines Stromverbrauchs durch eigenen Solarstrom zu decken. Für dieses Ziel war dieses Dach besonders attraktiv, weil mit der Ostfläche bereits am frühen Morgen und mit der Westfläche noch am frühen Abend nennenswerte Stromerträge erzielt werden können. Der Stromertrag ist damit gleichmäßiger über den gesamten (Sonnen)Tag verteilt und kann entsprechend besser direkt verbraucht werden. Die Ostfläche ist mit 10 polykristallinen Modulen und die Westfläche mit 12 Modulen belegt (Heckert Solar NeMo 60P). Weiterhin war mir wichtig, dabei auch praktische Erfahrungen mit einem Stromspeicher zu sammeln. Deshalb stattete ich die Anlage zusätzlich mit einem 2 kWh-Stromspeicher aus, der im Wechselrichter integriert ist (SMA Sunny Boy 3600).

Eine Prognose der Wirtschaftlichkeit dieser Anlage ist etwas schwieriger, weil einerseits die Strompreissteigerungen der kommenden Jahre für die Ermittlung der Einsparung durch den Eigenverbrauch abgeschätzt werden müssen und weiterhin der zusätzliche Eigenverbrauch durch den Stromspeicher zu prognostiziern ist. Mit einem konservativen Ansatz erwarte ich, die Gewinnschwelle zwischen 13 und 15 Jahren zu erreichen.